Henri Bergmann
Henri Bergmann, geboren als Henrietta Tiefenthaler im Vereinigten Königreich, tritt wie aus einem Traum: mit einem unaufdringlichen, aber spürbar starken Drive, der House und Techno in warmen, emotionalen Farben malt. Als sensibel-kreative Produzentin mit einem ausgeprägten Gespür für Atmosphäre, Emotion und stilistische Balance gestaltet sie Klangräume, in denen sich Intimität und Energie nicht widersprechen.
Ihre musikalische Reise begann früh, getragen vom Wunsch, jenseits fremder Stilzwänge eine eigene Stimme zu finden. 2019 gründete sie in London ihr Label Automatik: ein Vehikel für künstlerische Autonomie, sorgfältig kuratierte Veröffentlichungen und die konsequente Umsetzung ihrer Vision. Dies manifestiert sich in warmen Basslinien, schimmernden Melodien und einer subtilen, aber nachdrücklichen Handschrift.
In der frühen Phase galt ein Track namens „Protection” als heimlicher Favorit unter Kennern der melodischen House-Szene, insbesondere der Dodi Palese Remix, der mit seiner meditativen Tiefe in den Kreisen von Tale of Us und anderen Acts zum Geheimtipp avancierte. Die emotionale Reise setzte sich fort: „Higher Dimension“ (2022) wurde zum veritablen Ausdruck rauschhafter Klangansichten – ein Moment, der sich in der Gesamtästhetik der EP widerspiegelt.
Mit der EP „Mind Control” auf Watergate Records (2022) öffnete sich eine neue Dimension ihres Ausdrucks: Henri verwendete erstmals ihre eigene Stimme – zerbrechlich, warm und klar in der Präsenz. „Mind Control” (mit Biesmans) wirkt hypnotisch, beinahe retro-futuristisch, während „Our Time Has Come” einen kämpferischen Impuls offenbart. „We Just Keep On Going” wiederum verbindet maschinelle Textur mit gesanglicher Wehmut. Die Remixes – unter anderem von Stephan Jolk und Echonomist – transformieren die Stücke in clubtaugliche Maschinen mit melancholischem Puls.
Henri Bergmann entfaltet seine volle Wirkung jedoch live. Ob in London, Ibiza, New York, L. A., Dubai oder Zentralamerika – ihre Sets hallen nach. Sie spielt in legendären Locations wie dem Fabric, dem Brooklyn Mirage, dem Afterlife/Hï Ibiza, dem Soundgarden, der Secret Garden Party, dem Noisily, dem Extrema Outdoor oder dem Lost Village. Diese Bühnen sind keine bloßen Orte, sondern akustische Landschaften, in denen sich Henri mit der Poesie einer Geschichtenerzählerin bewegt.
Im Duo mit Wennink erschien 2024 die Single „Guardian Angel” auf Crosstown Rebels. Es entsteht ein ungewöhnliches Gleichgewicht: Bergmanns melodische Sehnsucht trifft auf Wenninks ätherischen Gesang. Das Resultat ist melancholisch und erhebend zugleich. Während Stimmings Remix das Licht aus der Finsternis fischt, schickt Hardt Antoine die Emotionen in dunkle Sci-Fi-Gefilde – doch im Zentrum bleibt die Suche nach Verbindung, die Sehnsucht nach etwas Größerem, vielleicht Himmlischem.
Automatik, ihr Label, ist längst mehr als eine Plattform für eigene Veröffentlichungen. Es wird zur Bühne für Gleichgesinnte. 2024 erschien die Compilation „Interstellar VA II” – ein galaktischer Querschnitt durch innovative Sounds aus der elektronischen Underground-Szene. Henri steuerte zwei Tracks bei, darunter „How to Get Lost”, eine Kollaboration mit Mila Journee. Der Sampler zeigt: Hier entstehen Perspektiven, die futuristisch und tanzbar zugleich sind.
In einem Interview beschrieb Henri die Arbeit ihres Labels einmal als zutiefst persönliche Bühne – kompromisslos, visuell wie klanglich. Ihr A&R funktioniert herzgetrieben. Was viral geht – wie der Dodi-Palese-Remix – entsteht nicht aus Kalkül, sondern aus echtem Respekt und geteiltem musikalischem Verlangen. Und genau das macht Henri Bergmann zu einer der spannendsten Stimmen der elektronischen Szene, die nicht nur tanzen, sondern auch fühlen will.