
Miss Monique
Wenn sich in den frühen Morgenstunden ein leichter Nebelschleier über das Tanzparkett legt und sich die Menge in den letzten Harmonien eines Sets verliert – irgendwo zwischen Auflösung und Ekstase –, dann hat wahrscheinlich gerade Miss Monique gespielt. Ihre Musik öffnet Räume, lässt Grenzen verschwimmen und verankert sich mit Basslinien, die unter die Haut gehen, sowie mit Melodien, die wie flüchtige Träume im Gedächtnis bleiben.
Miss Monique, geboren am 5. Mai 1992 als Alessja Arkuscha in Kiew, ist eine ukrainische Musikproduzentin und DJane und gilt als eine der bekanntesten weiblichen Progressive-House-Künstlerinnen Europas. Ihre musikalische Reise begann 2011, nachdem sie zwei Jahre lang in der Ukraine aufgelegt hatte. Ihr bürgerlicher Name schien ihr und ihrem Partner für die internationale Bühne zu komplex, weshalb sie sich nach mehreren französisch klingenden Varianten schließlich für den Künstlernamen „Miss Monique“ entschieden.
2013 gründete sie die Radiosendung „Mind Games“, die erste größere Plattform, auf der sie ihren melodisch-treibenden Stil etablierte. Mit wachsender internationaler Beliebtheit folgte 2014 die Zusammenarbeit mit dem Label Freegrant Music und wenig später das Format „MiMo Weekly Podcast“, das heute zu ihren bekanntesten Serien gehört. Auf YouTube und anderen Plattformen kombiniert sie aktuelle Veröffentlichungen, unbekannte Perlen und Eigenproduktionen zu dramaturgisch fein gesponnenen Sets, die längst Millionen Aufrufe verzeichnen und Hörer auf der ganzen Welt berühren.
Was ihre Sets so besonders macht, ist die Balance aus Klarheit und Tiefe. Jeder Track ist sorgfältig ausgewählt und jeder Übergang dramaturgisch durchdacht. Während andere nur beatmatchen, komponiert Miss Monique Spannungsbögen. Ihre Musik ist kein Mittel zur Beschallung, sondern eine Einladung zum Erleben. Das wird besonders bei ihren Live-Auftritten spürbar – etwa auf dem UNTOLD Festival, beim Cercle-Set in Kappadokien oder in ihren Natur-Sets, in denen sie elektronische Musik mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen verbindet. Auch auf großen internationalen Bühnen wie dem Tomorrowland, dem Ultra Music Festival, dem EDC Las Vegas, dem Sunburn Festival oder dem Burning Man beeindruckt sie mit ihren emotionalen und zugleich energiegeladenen Performances.
In ihren Produktionen zeigt sich die gleiche Tiefe. Tracks wie „Concorde“, „No Fear“ oder „Land of Sunshine“ tragen eine fast cineastische Handschrift. 2023 veröffentlichte sie „City Boy“ auf Adam Beyers legendärem Label Drumcode – ein weiterer Meilenstein ihrer künstlerischen Entwicklung. Frühere Veröffentlichungen auf Freegrant Music wurden von Größen der Szene wie Armin van Buuren, Paul van Dyk, Paul Oakenfold und Gareth Emery gespielt und unterstützt. Ihre Musik ist melodisch, treibend und unverwechselbar.
2016 spielte sie über 100 Gigs weltweit, unter anderem in China, Mexiko, Ägypten, Argentinien, Israel und Florida. Insgesamt trat sie in rund 40 Ländern auf, was ihre globale Präsenz und Resonanz eindrucksvoll belegt.
Doch auch politische Ereignisse prägten ihre Laufbahn. Als russische Truppen am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten, verbrachte sie mit ihrer Familie zwei Wochen schlafend im Auto auf den Straßen Kiews. Anfang März floh sie nach Winnyzja und verließ kurz darauf das Land. In einem Interview bezeichnete sie diese Erfahrung als „Hölle“ und „die schlimmste meines Lebens“. Doch schon nach zwei Monaten kehrte sie aus Überzeugung zurück, um mit ihrer Musik Hoffnung zu spenden und das kulturelle Leben in ihrer Heimat zu stärken.
In dieser Phase wurde ihre Musik noch introspektiver, ohne ihre Dynamik zu verlieren. Auch ihr Label Siona Records zog Konsequenzen: Russische Künstler wurden nicht mehr unterstützt – ein klares Statement in einer oft unpolitisch erscheinenden Branche. Am 24. August 2022, dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, trat Miss Monique bei einem Benefiz-Rave in Vilnius (Litauen) auf. Gemeinsam mit anderen ukrainischen DJs sammelte sie Geld für ihr Land und machte zugleich auf das fortdauernde Leid aufmerksam. Die Solidarität in Litauen sei „erstaunlich” gewesen, sagte sie später: Menschen schwenkten ukrainische Fahnen, trugen traditionelle Kleidung und spendeten großzügig.
Auch ihre visuelle Ästhetik ist Teil ihres künstlerischen Ausdrucks. Miss Monique versteht es, visuelle Identität und musikalische Atmosphäre zu verbinden. Ihre Bühnenpräsenz ist zurückhaltend, aber kraftvoll, nie inszeniert, immer authentisch. Keine leeren Gesten, sondern eine echte Verbindung mit dem Publikum.
In einer Szene, die noch immer stark von Männern geprägt ist, geht Miss Monique unbeirrbar ihren Weg. Nicht als „female DJ“, sondern als Künstlerin mit Haltung, Substanz und eigenständiger Vision. Sie definiert sich nicht über ihre Herkunft oder ihr Geschlecht, sondern über ihre Musik – und genau das macht sie so bemerkenswert.
Ihre Musik bleibt in Bewegung. Was heute nach Sonnenaufgang klingt, kann morgen Nacht bereits eine ganz andere Farbe tragen. Doch was bleibt, ist dieses besondere Gefühl, das sich einstellt, wenn ihre Sounds die Kontrolle übernehmen: ein Schwebezustand zwischen Traum und Tanzfläche, zwischen Jetzt und Ewigkeit.