
Biia
BIIA (Beatriz Soares) fand ihre Stimme in einer klanglichen Verschmelzung aus Techno, Acid und Electro, deren Wurzeln bis in die staubigen Gänge eines DJ-Shops zurückreichen. Ihre Musik atmet spielerische Intuition und emotionale Tiefe und ist auf einer EP zu hören, die zwischen innerer Verspieltheit und nostalgischer Melancholie pendelt. Live-Auftritte – von Club-Intimität bis Festival-Gewalt – sind interaktive Dialoge mit dem Publikum, getragen von Energie, Neugier und Freiheit. Während ihrer ausverkauften Australien-Tour spürte sie die frische Rezeption einer Techno-Szene, die erst beginnt, sich zu formieren. Zwischen sportlicher Alltagsroutine und energischem Schaffen bleibt sie geerdet – und ihre Musik bleibt ein ehrlicher, kraftvoller Ausdruck dessen, wer sie ist.
In den Regalen eines kleinen DJ-Shops, in dem sie als Teenager von Knöpfen und Kabeln fasziniert war, begann BIIAs Reise. Techno, Acid und Electro wurden für sie nicht nur zu Genres, sondern zu Werkzeugen, mit denen sie ihre innere Stimme formte. Dieser Sound ist heute ein Spiegel ihrer Identität: eine Fusion, die sich weigert, sich festlegen zu lassen – bewusst fließend, ein offenes System zwischen Intuition und Genre-Erzählung.
Sie selbst sagt: „Ich mag es, Spaß zu haben und auf meine Intuition zu hören. Meine Sets können eher Acid oder Trance sein oder trippigere Klänge enthalten. Ich denke, das definiert meinen Sound, egal ob als DJ oder als Produzent. Ich mag es, zu erforschen und mit dem Strom zu schwimmen, weil ich es langweilig finde, wenn Kreativität durch externe Faktoren wie Markttrends sehr begrenzt ist.“ Diese Unabhängigkeit liegt auch ihrer Entscheidung zur Selbstveröffentlichung zugrunde: Sie hat klanglich wie visuell völlige Freiheit in der Ausdrucksform.
Nach einem Marketing-Studium verließ BIIA den pragmatischen Pfad: Sie tauchte autodidaktisch ins DJ-Handwerk ein und ergänzte später ihre Kenntnisse durch professionelle Technik-Sessions – ein Sprung ins kalte Wasser, genährt von Neugier und Leidenschaft für Klanggestaltung. Niemand konstruierte ihre Freiheit – sie gestaltete sie selbst.
Sie verweigert sich starren Kategorisierungen, ihr Stil ist fluid und passt sich dem Line-up, dem Club, dem Publikum und dem Rhythmus an. Ihr Ziel ist es, „immersive Bubbles“ zu schaffen: narrative Klangblasen, die Moment und Zuhörer verschmelzen lassen. Diese Erzählung zieht sich durch jedes ihrer Sets, jede Produktion und jede Bühnenbegegnung.
Ein Boiler-Room-Set mit über 1.000.000 Views veränderte alles: Sichtbarkeit, Reichweite und Selbstverständnis. Eine internationale Booking-Agentur öffnete Türen, die lokale Clubs weit hinter sich ließen, und ebnete den Weg zu Bühnen in London, Paris, Turin und Amsterdam.
Jeder Auftritt ist mehr als Musik, es ist ein Dialog. Sie beschreibt es als Wechselspiel: Sie fühlt, die Crowd reagiert, und es entsteht ein gemeinsamer Moment. Diese Energie formt ihre Sets flexibler, emotionaler und spannungsvoller, egal ob im Club oder auf einem Festival.
Die gerade beendete zweite, ausverkaufte Tour durch Australien, wo die Techno-Szene noch in Entstehung ist, war für BIIA eine Offenbarung. Das Publikum empfängt Techno mit unverbrauchtem Enthusiasmus: Es ist neugierig, offen und leidenschaftlich. Diese frische Szene spiegelt eine parallele Kreativität wider, die ihre Intuition bestätigt.
Ob Club oder Festival – BIIA liest den Raum. In Clubs legt sie druckvoll, direkt und packend los. Auf Festivals erlaubt sie sich mehr Atem, dramatische Kurven und raumeinnehmende Spannungsbögen. Sie nimmt Rücksicht auf den Zeitplan, die Vor- und Nachacts – immer mit dem Bemühen, ein kohärentes Erlebnis zu schaffen statt einen abrupten Bruch.
Die Leidenschaft begann mit den Detroit-Legenden Jeff Mills, Robert Hood und Carl Craig. Es ging nicht nur um den Klang, sondern auch um die Philosophie: Techno als futuristischer Ausdruck, als Spiegel gesellschaftlicher Spannungen und als emotionaler Motor.
Aus London wirkten die Beats von Dave Clarke oder Fatboy Slim nach: Rohheit kombiniert mit Pop-Spiel. Und Berlin wurde zum Feldversuch: Ein Monat dort, ein Eintauchen in Underground-Clubs, improvisierte Feldaufnahmen und der Duft der Nacht – ein kultureller Kraftstrom, dessen Vibes in ihren Sets spürbar bleiben.
In der Studioarbeit trifft Nostalgie auf Verspieltheit, sentimentale Melodien auf provokante Grooves. Ihre EP ist ein mosaikhaftes Gefüge, das diese Dualität reflektiert: Eine Seite ist introspektiv und melancholisch, die andere federnd, sphärisch und groove-getrieben. Sie sind durch vokale Elemente voller Romantik und Menschlichkeit verbunden – Ausdruck eines kreativen Gleichgewichts zwischen Tiefe und Leichtigkeit.
Trotz ihres steigenden Erfolgs bleibt BIIA geerdet. Die Wochenenden gehören ihrem DJ-Ich, unter der Woche lebt sie bewusst gesund: Sie steht früh auf, treibt Sport, ernährt sich ausgewogen und arbeitet geregelt. Dieses Gleichgewicht ist ihr Anker, ihre Lebenslinie und ihr Schutz vor der Dunkelheit des Nachtgeschäfts.